Graphologie

Die Graphologie (gemäß geltender Rechtschreibung auch Grafologie) ist die Lehre von der Handschrift als Ausdruck des Charakters.[1] Graphologie bedeutet in wörtlicher Übersetzung die Lehre vom Schreiben sowie die Lehre, wie man aus der Handschrift eines Menschen auf bestimmte Bereiche seiner Persönlichkeit schließen kann. Die Graphologie ist demnach eine Methode der Psychodiagnostik.[2] Dazu werden Schriftproben verwendet, die das übliche Schriftbild des Probanden wiedergeben (beispielsweise Briefe, Notizen, Aufzeichnungen, Abschriften). Ungeeignet sind Texte in Kalligraphie oder verstellte Schriften.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Graphologie in unterschiedlichen Richtungen weiter entwickelt: Die französische Graphologie befasste sich weiter mit der Erforschung von Ursache und Wirkung in der Handschrift, rückte also einen eher geisteswissenschaftlich-philosophischen Aspekt in den Vordergrund. Die deutschsprachige Graphologie fand bei vielen Naturwissenschaftlern und Ärzten Resonanz, weshalb ein Schwerpunkt auf der Kausalität der Naturwissenschaften zu beobachten ist.[3] Die angelsächsische, vor allem die US-amerikanische Graphologie dagegen fokussierte auf Beobachtung und Deutung von Einzelmerkmalen.[4] Untersuchungen und Kritik graphologischer Aussagen müssen dementsprechend immer auch auf dem Hintergrund der unterschiedlichen Ansätze und Methodenschwerpunkte gesehen werden.

Die Aussagekraft der Graphologie wird kontrovers diskutiert. Sowohl Gegner als auch Befürworter berufen sich auf wissenschaftliche Studien. Die Mehrzahl der Autoren kommt zum Schluss, dass sich der Zusammenhang zwischen Merkmalen der Handschrift und Persönlichkeitsmerkmalen wissenschaftlich nicht belegen lasse. Andere Autoren kritisieren die genannten Studien bezüglich der Untersuchungsanlagen,[5] die für die Überprüfung deutender psychodiagnostischer Methoden nicht geeignet seien, und verweisen auf Untersuchungen, die der Qualität der Graphologie ein positives Zeugnis ausstellen.[6]

Handschrift Jean-Hippolyte Michons
  1. Duden. Band 1: Rechtschreibung.
  2. Heinrich Pfanne: Lehrbuch der Graphologie. Walter de Gruyter&Co., Berlin 1961, S. 1.
  3. Ludwig Wirz: Grundlegung einer kausalen Graphologie. Bouvier, Bonn 1985, S. 59.
  4. Marie Bernard: Graphologie. Eine Einführung mit 800 Schriftbeispielen. New York 1985 (englische Originalausgabe). Basel 1990 (deutsche Übersetzung).
  5. Angelika Seibt: Schriftpsychologie – Theorien, Forschungsergebnisse, wissenschaftstheoretische Grundlagen. (Memento vom 7. Februar 2009 im Internet Archive) Profil, München 1994.
  6. Teut Wallner: Die Handschriftendiagnostik in der Meta-Analyse. (Memento vom 4. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF; 192 kB) Nachdruck aus: Zeitschrift für Menschenkunde. Jg. 58, 1994, S. 158–163.

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